Nein, diese Review habe ich nicht schon mal geschrieben. Das war der Realfilm „Space Battleship Yamato“. Hierbei handelt es sich hingegen um eine Anime Serie mit 26 Folgen. Allerdings basieren beide Werke auf der Anime Serie „Space Battleship Yamato“ von 1974, wobei es sich bei „Space Battleship Yamato 2199“ um ein Remake der Originalserie handelt.
Zur Originalserie
Die Originalserie erlangte schnell einen hohen Bekanntheitsgrad und gilt heute als ein Meilenstein unter den Anime Serien. Im Jahre 1974 in Japan zum ersten Mal ausgestrahlt, erschien die Serie bereits drei Jahre vor dem ersten „Star Wars“ Film und begründete das Genre des legendären Raumschiffes, welches alleine gegen eine Übermacht von Feinden bestehen muss. Viele Weitere, wie zum Beispiel, „Space Pirate Captain Harlock“, sollten folgen. Die Handlung der Serie war für ihre Zeit ungewöhnlich komplex, tragisch und ernsthaft und beeinflusste damit spätere Serie wie „Mobil Suit Gundam“ maßgeblich.
In den Vereinigten Staaten wurde die Serie unter dem Namen „Star Blazers“ im Jahre 1979 ausgestrahlt und erfreute sich dort großer Beliebtheit. Damit erschloss sie den amerikanischen Markt für Animes im Allgemeinen und bewies zudem, dass es ein Publikum für eine Zeichentrickserie, mit einer episodenübergreifenden Handlung deren Folgen in chronologisch korrekter Reihenfolge angeschaut werden müssen, überhaupt gab. Dadurch wurde auch anderen, vergleichbar komplexen Serien, der Weg auf den amerikanischen Markt geöffnet.
Handlung
Die Handlung ist mit der ersten Staffel der Originalserie weitestgehend identisch. Die Erde hat den Krieg gegen eine außerirdische Rasse, die Gamilas, verloren. Praktisch die gesamte Flotte der Erde wurde von den Aliens zerstört. Auch der Planet Erde selbst wurde durch ein andauerndes Bombardement vollständig verwüstet. Die Ozeane sind ausgetrocknet. Die Atmosphäre verstrahlt. Lediglich in unterirdischen Schutzräumen ist das überleben noch möglich. Allerdings werden die vorhandenen Vorräte und Reserven nur noch für ein Jahr ausreichen. Die Menschheit scheint verloren.
Eines Tages erreicht eine Botschaft vom Planeten Iscandar die Erde. Die Iscandarians bieten den Menschen ihre Hilfe an. Sie senden ihnen die Pläne für einen Antrieb, den „Wave Motion Engine“, der den Menschen interstellare Flüge ermöglicht. Des Weiteren versichern sie der Erdregierung, dass sie den ursprünglichen Zustand der Erde wiederherstellen werden, falls es den Menschen gelingen sollte, nach Iscandar zu reisen. All ihrer modernen Schiffe beraubt, setzen die Menschen das im Zweiten Weltkrieg versenkte japanische Schlachtschiff Yamato wieder instand, bauen den Antrieb der Iscandarians ein, und machen aus dem vormaligen Schiff somit ein Raumschiff mit dem sie sich auf die lange, gefährliche Reise nach Iscandar begeben.
Die Iscandarians schicken den Erdlingen allerdings nicht nur die Pläne für den „Wave Motion Engine“, sondern auch eine heiße Blondine in Reizwäsche. Das nenne ich mal eine freundlich gesinnte außerirdische Rasse.
Die Charaktere
Die Serie leistet gute Arbeit dabei, die involvierten Charaktere vorzustellen und dem Zuschauer bekannt zu machen. Soweit es die Yamato angeht, konzentriert man sich dabei in erster Linie auf die Brückenbesatzung. Aber nicht ausschließlich. Die Bandbreite der vorhandenen Persönlichkeiten ist groß und reicht von simplen Anime-Klischees zu relativ komplexen Charakteren. Der Umstand, dass auch diese gewissen Archetypen entsprechen, stört dabei kaum. Diese umfassen mit dem weisen Captain, dem heißblütigen Jungspund und dem gefühlskalten Wissenschaftler Figuren wie man sie aus diversen Raumschiffserien gewohnt ist. Die besagten Rollen sind allerdings weniger stark überzeichnet, als das sonst üblich ist. Dadurch fällt dieser Umstand kaum negativ ins Gewicht. Auch die Anzahl der vorhandenen Charaktere, und deren Interaktion untereinander, hilft dabei, dass die vorhandenen, gängigen Klischees, nicht zu sehr ausarten. Was sich in jedem Fall positiv auf die Serie auswirkt.
Captain Iglu… Verzeihung, Captain Okita zeigt den Gamilas, was eine Harke ist. Unter seiner Führung entwickelt sich die Besatzung der Yamato zu einer schlagkräftigen Truppe.
Interessant ist vor allem der Umstand, dass sich „Space Battleship Yamato 2199“ dabei nicht ausschließlich auf die Besatzung der Yamato beschränkt. Auch ihre Gegner, die Gamilas und deren Verbündeten, werden detailliert vorgestellt. Die vorhandene Bandbreite ist kaum kleiner als bei den Menschen. Auch wenn sich die Serie hierbei vorrangig auf die Führungsriege der Gamilas konzentriert, wird auch niederen Mannschaftsrängen erstaunlich viel Screentime zugestanden. Dadurch wird die Gesellschaft der Gamilas dem Zuschauer bemerkenswert gut erklärt. Das macht die Serie sowohl komplexer als auch interessanter und erschließt zugleich neue Handlungsstränge.
Die Gamilas
Die Gesellschaft der Gamilas ist streng hierarchisch strukturiert. Es handelt sich um einen Führerstaat mit einem einzelnen Mann an der Spitze. Zwar gibt es auch eine zivile Regierung, zu melden hat diese aber nichts. Die alleinige Macht liegt bei den Militärs. Andersdenkende werden unterdrückt und inhaftiert. Grundlegende Bürgerrechte scheinen nicht oder in einem nur sehr eingeschränkten Maße vorhanden zu sein. Aus diesem Grund befinden sich diverse Generäle und Admiräle in einem ständigen Wettstreit miteinander, um die Gunst ihres Anführers, Lord Albert Desler, zu erringen. Verschwörungen und Putschversuche sind an der Tagesordnung. Es ist eine dieser Verschwörungen, welche der Besatzung der Yamato in einem Fall das Leben rettet. Damit hat die Politik der Gamilas eine direkte Auswirkung auf die Yamato und ihre Crew, auch wenn diese in der Regel nicht davon erfährt.
Gegenüber besiegten Völkern betreiben die Gamilas eine Assimilationspolitik. Wenn diese sich darum bemühen, können sie in das Imperium aufgenommen werden. Dort gelten sie zunächst als Bürger zweiter Klasse, haben aber die Möglichkeit zu vollwertigen Mitbürgern befördert zu werden. Eine solche Beförderung wird allerdings nur dann gewährt, wenn sie der Sache der Gamilas gut dienen, was soviel heißt, wie Militärdienst zu leisten. Da die Erde für die Gamilas, welche an vielen Fronten zugleich kämpfen, nur ein unwichtiger Nebenschauplatz ist, sind es auch solche Freiwilligentruppen, welche im Erdabschnitt stationiert sind. Diese sind weniger gut ausgerüstet und ausgebildet als vollwertige Truppen der Gamilas, was, unter anderem, dazu beiträgt, dass die Yamato anfangs schnell einige wichtige Erfolge erzielen kann.
Mit Welten, die sich gegen ihre Herrschaft auflehnen, machen die Gamilas kurzen Prozess. Hier wird der Planet Alteria schwerstem Bombardement ausgesetzt.
Animation, Effekte, Stil, und Soundtrack
Da die Serie noch recht neu ist, ist die Animation sehr gut. Bei einer Flaggschiffserie wie „Space Battleship Yamato 2199“, die im wahrsten Sinne des Wortes eine Flaggschiffserie ist, war das auch nicht anders zu erwarten. In Japan wurde die Serie sogar im Kino gezeigt. Auch die Computereffekte sind erste Sahne und verschmelzen übergangslos mit der klassischen Animation. Im Gegensatz zu älteren Serien sind hier keinerlei Bruchpunkte mehr zu erkennen. Die Warpsprünge der Raumschiffe und das Abfeuern der Wave Motion Gun sehen besonders gut aus.
Die Serie zieht viele Parallelen zur Seefahrt. Geschwindigkeitsangaben werden manchmal in Space-Knots gemacht. Des Weiteren wird die alternative Dimension, welche beim Warpsprung durchquert werden muss, als „unter der Wasseroberfläche“ dargestellt. Wobei der normale Weltraum, im Gegensatz dazu, als über der Wasseroberfläche erscheint. Dadurch kommen im Verlauf der Serie nicht nur Schiffsfriedhöfe, sondern auch U-Boot Folgen vor. Die Gamilas verfügen nämlich über ein einzelnes, spezielles Raumschiff, welches dazu in der Lage ist, in diese andere Dimension abzutauchen und aus dieser heraus anzugreifen. Das sorgt nicht nur für zusätzliche, spannende Folgen, sondern bereichert die Serie auch um eine sehr schöne und gut gelungene Allegorie.
Der Soundtrack ist ebenfalls sehr gut, wenn auch nicht der Beste den ich je gehört habe. Wie bei Animes üblich verwendet auch „Space Battleship Yamato 2199“ eine Mischung aus Sythie-Pop und klassischen Musikstücken. Einem westlichen Zuschauer mag diese Kombination zwar seltsam vorkommen, aber da kennen die Japaner eben gar nichts. Die benutzen einfach alles, was ihnen gefällt. Fans der Originalserie dürften über die Verwendung des originalen Themesong äußerst erfreut sein. Dieser wurde nahezu unverändert übernommen und lediglich leicht aufgepeppt. Unnötig zu erwähnen, dass dieser, in einer klassischen, instrumentalen Fassung, auch in der Serie immer dann gespielt wird, wenn es gerade besonders heiß her geht. Aber nicht nur die Yamato, auch die Gamilas wurden mit einem Themesong ausgestattet. Der Nationalhymne ihres Imperiums. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Macher großen Wert darauf legten, auch die gegnerische Seite des Konflikts fair und differenziert darzustellen.
Action
Genau wie die Charaktere umfasst auch die Action eine gewisse Bandbreite. Duelle zwischen Raumjägern, ganzen Geschwadern und selbstverständlich Schlachtschiffen und Flotten stehen zur Auswahl. Wobei die Yamato natürlich ständig in der Unterzahl und auf sich selbst gestellt ist. Das führt, im weiteren Verlauf der Serie, zu den allseits bekannten und beliebten animetypischen Szenarien, in denen es ein einzelnes Schiff mit einer ganzen Flotte aufnehmen muss.
Dabei beginnt die Serie relativ bescheiden. Da die Erde für die Gamilas eigentlich vollkommen unwichtig ist, hat es die Yamato zunächst nur mit Hilfstruppen zu tun, die über eine verhältnismäßig geringe Schlagkraft verfügen. Nach den ersten Erfolgen der Yamato ändert sich das jedoch schnell. Spätestens als Lord Desler, der Anführer der Gamilas, von der Existenz der Yamato erfährt, gewinnt der Konflikt zunehmend an Intensität. Schließlich werden die besten Truppen und Raumschiffe, selbst ganze Flottenverbände, mobilisiert, um die Yamato zu zerstören. Das führt dazu, dass die Crew des Schiffes einigen rigorosen Prüfungen unterzogen wird, als sie sich jenen Situationen ausgesetzt sieht, die ich anfangs erwähnt habe.
So manch einer mag den Umstand, dass die Yamato gegen eine solche Übermacht bestehen kann, vielleicht als übertrieben ansehen. Dabei ist die Annahme, dass ein mit überlegener Technologie ausgerüstetes und mit einer Elitebesatzung versehenes Schiff überragende Leistungen erbringen kann, grundsätzlich plausibel. Selbstverständlich ist die Serie grundlegend unrealistisch. Auch wenn man sich nur auf die Yamato an sich bezieht, wird das sehr schnell deutlich.
An dieser Stelle muss ich allerdings darauf hinweisen, dass „Space Battleship Yamato 2199“ nicht dem Genre Military Science Fiction angehört. Die Serie hat zwar den Konflikt zwischen der Menschheit und einer außerirdischen Rasse zum Thema, beschränkt sich dabei aber lediglich auf ein Schiff und dessen Mission, während der eigentliche Konflikt lediglich als Hintergrundgeschichte dient, genau genommen längst beendet ist und sehr schnell und einseitig war. Damit gehört „Space Battleship Yamato 2199“ dem Space Opera Genre an und ist, vergleichbar mit „Star Wars“, nach den entsprechenden Maßstäben zu betrachten. Allerdings ist die Serie so gut, die Darstellungen und Erklärungen der vorhandenen Technik, Taktiken und Kämpfe so perfekt ausgearbeitet, dass sie den Bereich Military Science Fiction mehr als nur tangiert.
So wird, zum Beispiel, zumeist peinlich genau darauf geachtet, eine gewisse Balance aufrechtzuerhalten. Wenn die Yamato gegen ein zahlenmäßig weit überlegenes Geschwader der Gamilas antritt und dieses besiegt, dann handelt es sich dabei zumeist um Schiffe, welche der Yamato, soweit es die Klasse angeht, unterlegen sind. Während es sich bei der Yamato um ein Schlachtschiff handelt, scheint das Gros der gegnerischen Einheiten hingegen aus Fregatten, Zerstörern oder Kreuzern zu bestehen. Trifft die Yamato hingegen auf ein Gamilas Schiff einer vergleichbaren Klasse, zum Beispiel einem Dreadnought, hat sie es dementsprechend schwerer. Die Fähigkeit der feindlichen Kommandanten ist ein weiteres Gewicht in der Wagschale. So erzielt die Yamato ihren beeindruckendsten Erfolg während einer politischen Intrige, welche ihre Gegner ablenkt und eine effektive Koordinierung auf deren Seite verhindert. Ein anderes Mal entgeht sie ihrer Zerstörung lediglich, da sich die Gamilas aufgrund interner Streitigkeiten vorzeitig zurückziehen müssen.
Destroy the Yamato? Viel Glück dabei. Fun Fact: Bei den japanischen Schlachtschiffen der Yamato-Klasse handelt es sich um die am schwersten gepanzerten Kriegsschiffe, die jemals gebaut wurden.
Schwächen
So sehr ich diese Serie auch mag, ganz frei von Schwächen ist sie nicht. Selbstverständlich beziehe ich mich hierbei nicht auf einen Mangel an Realismus, sondern auf die rein erzähltechnischen Elemente der Show. Der schwerwiegendste Fehler ist zweifellos das Ende der Serie, welches unnötig in die Länge gezogen wurde. Hier hätte man sich besser ein, zwei Folgen früher dazu entschlossen die Geschichte zu beenden. Es ist auch zu diesem Zeitpunkt, als eine gewisse übertriebene, zwanghafte Melancholie eingeführt wird. Dabei hat die Serie so etwas überhaupt nicht nötig. Dazu ist die Handlung an sich bereits melancholisch genug.
Auch der Umstand, dass sich die meisten Besatzungsverluste lediglich auf Statisten beschränken, fällt unangenehm auf. Hierdurch wird „Space Battleship Yamato 2199“ etwas von seiner Ernsthaftigkeit genommen und das ganze Szenario leicht abgewertet. Das ist aber nur im Nachhinein der Fall. Während man sich die Serie ansieht, kann man durchaus um einige Charaktere zittern, falls man das möchte. Tatsächlich war ich recht froh über diesen Umstand, selbst wenn er erzähltechnisch einen Schwachpunkt darstellt. Aber ich habe in letzter Zeit so viel „Game of Thrones“ gesehen, dass ich um jeden Hauptcharakter froh bin, der NICHT das zeitliche segnet. In der Realverfilmung des Stoffes ist die Todesrate hingegen zu hoch. Es ist fast so, als ob sich die entsprechenden Macher hier darauf geeinigt hätten, auf einen gemeinsamen Schnitt von fünfzig Prozent hinzuarbeiten.
Davon abgesehen ist die „Space Battleship Yamato 2199“ so gut wie eine Anime Serie der alten Schule nur sein kann. Ja, man findet hier viele der animetypischen Klischees vor, was aber genrebedingt ist und aus diesem Grund kaum als ein Punkt ernsthafter Kritik dienen kann. Da es sich hierbei um ein Remake einer recht betagten Serie handelt, fehlen immerhin viele der Merkmale, welche in modernen Animes zu finden sind, und die von den Zuschauern teilweise als störend empfunden werden können. So gibt es an Bord der Yamato keine grundsätzlichen Emokinder. Die Situation ist oft genug so verzweifelt, dass Sorgen und Selbstzweifel mehr als angebracht sind. Auch Knaben belästigende Vorzeigeschwuchtel, für die Damenwelt, sind nicht vorhanden. Ein Umstand, der mir, wie ich gerne zugebe, durchaus entgegen kommt.
Fazit
Einmal mehr beweisen die Japaner, dass sie sich darauf verstehen ein gelungenes Remake eines Klassikers zu produzieren. Selbst der Opening Song des Originals wurde in die neue Serie mit übernommen und lediglich geringfügig aufgepeppt. Von Nostalgie einmal abgesehen, bietet „Space Battleship Yamato 2199“ ein bisschen Romantik, etwas Humor, eine guten Schuss Melancholie und eine ganze Menge Action. Diese wiederum wurde recht gut dosiert und über die ganze Serie verteilt. In der Regel geben sich ruhige und nervenaufreibende Folgen gegenseitig die Klinke in die Hand. Auch die Handlung ist hervorragend. Der Plot einer einzelnen Episode mag hier und da mal etwas schwächer ausfallen, aber die episodenübergreifende Handlung bleibt durchgehend auf einem recht hohen Niveau. Für SF-Fans ist „Space Battleship Yamato 2199“ ein absolutes Muss. Aber auch für jeden, der eine spannende, gut erzählte Geschichte zu würdigen weiß, empfehlenswert.
Vorher in dieser Kategorie: Space Pirate Captain Harlock (2013)